WRC-23 regelt Frequenznutzung weltweit neu

Entscheidend für Mobilfunk, WLAN & Rundfunk

 16.01.2024     Provider

Die World Radiocommunication Conference

Die World Radiocommunication Conference (WRC) wird von der ITU (International Telecommunication Union) seit 1948 alle drei bis vier Jahre ausgerichtet. Die WRC ist die Plattform zur Diskussion aller internationalen Aspekte der Funkübertragung im weltweiten Rahmen.

Es wird versucht, möglichst einheitliche, harmonische Lösungen für Funkübertragungen zu finden und Empfehlungen für die Zukunft auszusprechen. Dies betrifft alle Funksysteme wie zum Beispiel Amateurfunk, Radio, Fernsehen, Satellitenfunk, Seefunk, Behörden- & Betriebsfunk, unlizenzierte Funkbereiche und auch Mobilfunk. Da es hier um zukunftsträchtige und potenziell umsatzstarke Märkte geht, positionieren sich insbesondere die führenden Industrienationen entsprechend und versuchen, ihren Einfluss geltend zu machen. 

Die aktuellste dieser Veranstaltungen, die WRC-23, fand vom 20.11. – 15.12.2023 in Dubai statt. 163 Mitgliedsstaaten entsandten 3.900 Delegierte. Vier Wochen lang haben dort bis zuletzt die Regierungsdelegationen um die Aufteilung des Frequenz-Kuchens zwischen den Bereichen Mobilfunk, Rundfunk, WLAN und Satelliten gerungen. Wir werden in diesem Artikel die Ergebnisse aus der Perspektive des Mobilfunks und der WLAN-Anwender darstellen, insbesondere mit Blick auf die künftige Entwicklung in Europa.

Frequenznutzung

 

 

Rundfunk/DVB-T2

Ein erheblicher Streitpunkt waren die aktuell noch für terrestrisches Fernsehen (DVB-T2) genutzten Frequenzen von 470 – 694 MHz. Um großräumige ländliche Abdeckung und Deep-Indoor kostengünstig umzusetzen, hätten die Mobilfunk-Betreiber gerne diesen Frequenzbereich (oder Teile davon) übernommen. Die USA widmeten schon früh den 600 MHz Bereich für 5G um. Viele Länder folgten dem nun in der WRC-23. Die EU/EWR entschieden hingegen, bis mindestens WRC-31 den Frequenzbereich von 470 – 694 MHz für Rundfunk (Broadcast/DVB-T2) als Primärnutzer zu belassen. Das gibt den Rundfunk-Betreibern Planungssicherheit bis fast 2040. Nach diesem Ergebnis dürften die Sektkorken der Rundfunk-Betreiber geknallt haben!

Mid-Band Harmonisierung für 5G

Fast alle Länder haben sich für eine mittelfristig vollständige Nutzung des Frequenzbereichs von 3.300 – 3.800 MHz für 5G entschieden, nachdem der Bereich von 3.400 – 3.600 MHz schon in WRC-15 für mobile Breitband-Kommunikation empfohlen wurde. Viele Länder wollen darüber hinaus auch den Bereich von 3.800 – 4.200 MHz für 5G nutzen. 

6 GHz Bereich: WLAN vs. Mobilfunk

Die vielleicht wichtigste Entscheidung fiel im 6 GHz Bereich. Die USA hatten sich, auf Initiative der WiFi Alliance („WLAN Lager“), schon früh entschieden, den gesamten, gigantische 1.200 MHz umfassenden Frequenzbereich von 5.925 – 7.125 MHz für unlizenzierte Nutzung bereitzustellen. Das war im Wesentlichen eine Entscheidung für WiFi 6E. Natürlich können auch andere Technologien, wie z.B. 5G-Unlizenziert, diesen Bereich nutzen.

Auf der WRC-23 entschieden sich hingegen die meisten Länder, künftig vorrangig den Frequenzbereich von 6.425 – 7.125 MHz für lizenzierten Mobilfunk, also 5G und künftig 6G, zu nutzen. Für WiFi 6E stehen damit „nur“ die unlizenzierten 500 MHz von 5.925 – 6.425 MHz zur Verfügung.

Diese Entscheidung dürfte von den Mobilfunk-Betreibern gefeiert worden sein. Damit stehen künftig (ab Ende der 20er Jahre) für 5G und 6G Mobilfunk immerhin zusätzliche 700 MHz an lizenzierten Frequenzen zur Verfügung. Das ist etwa das Doppelte von dem, was heute für 5G im 3,6 GHz Bereich zur Verfügung steht!

Tests im 6 GHz Bereich

Die drei etablierten deutschen Netzbetreiber haben 2023 im Vorfeld der WRC-23 Tests im 6 GHz Bereich durchgeführt. Dabei wurden typischerweise 2,5 Gbit/s pro 100 MHz Bandbreite im Freien als Peak Rate erzielt. Bei einer Reichweite von 500 m verblieben immer noch 0,5 Gbit/s. Die Tests zeigten, dass mit Hilfe von Massive MIMO für urbane Gebiete eine vergleichbare Abdeckung wie mit heutigen 5G-Netzen erreicht werden kann. 6 GHz-Frequenzen können problemlos an bestehenden Mobilfunk-Standorten kostengünstig und effizient eingesetzt werden und so eine Kapazitätserweiterung bieten, wenn die aktuelle 5G Bandbreite erschöpft ist.

6 Ghz Test

5G Weltrekord

Die Deutsche Telekom feierte neulich im 6 GHz Bereich einen 5G Weltrekord. Mit Carrier Aggregation der Bereiche 6 GHz (400 MHz Bandbreite) und 3,6 GHz (90 MHz Bandbreite) wurden bis zu 12,3 Gbit/s in 100 m Entfernung erzielt, davon ca. 11 Gbit/s aus dem 6 GHz Bändern.

Resümee: Zukunfts- und Planungs-Sicherheit für Mobilfunk, WLAN & Rundfunk

Die Beschlüsse der WRC-23 bieten Zukunfts- und Planungs-Sicherheit für viele Wirtschaftsbereiche. Für die Mobilfunk-Branche stellt der lizenzierte obere 6 GHz Bereich eine zentrale Entwicklungs- und Wachstumsperspektive über die 20er Jahre hinaus dar. Für die WLAN-Anwender sichert der unlizenzierte untere 6 GHz Bereich die weltweite Nutzung von WiFi 6E und WiFi 7. Und die Rundfunk-Betreiber haben für DVB-T2 Planungssicherheit bis 2040 hin.

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